Bron: Das Motorrad, 04/1977
Tekst: Gerhard Merkel
Foto: Ulrich Schwab

Foto: Die neue Sitzbank läßt die RS-GS noch sportlicher erscheinen. Die Bremszange ist hinter dem vorderen Gabelholm.
Kreidler hat ein neues Topmodell anzubieten: Das Kleinkraftrad RS-G bekam eine Sitzbank mit Entenbürzel, vorn eine Scheibenbremse und die Bezeichnung RS-GS.
Technischen Trends steht Kreidler in Stuttgart skeptisch gegenüber.
Getreu dem Motto: Abwarten und Teetrinken werden Modellneuheiten erst auf den Markt gebracht, wenn die Neuerungen ausgereift sind. So auch bei dem neuen Modell RS-GS (G steht für Gußräder, S für Scheibenbremse).
Die beiden neuen Elemente der RS-GS fallen sofort ins Auge: Scheibenbremse vorn und eine Sitzbank mit Entenheck.
Nachdem die Konkurrenz seit über einem Jahr mit Scheibenbremse vorn fährt, muß Kreidler mitziehen,
Nur haben die Mannen um Chefkonstrukteur Hilber weder geschlafen, noch einfach Bremsen aus Italien angebaut, sondern etwas eigenes entwickelt. Vorgabe für die neue Bremse war, daß sie wirksamer sein mußte als die bewährte 160er Trommel, und mögliche Nachteile einer Scheibenbremse, wie etwa rostende Scheiben, Fading und schlechtes Ansprechen bei Nässe, auszumerzen waren.
Nach zweijähriger Entwicklung präsentiert Kreidler nun folgendes Ergebnis: Girling entwickelte eine Bremszange, deren Joch aus einem Stück besteht, ähnlich wie bei Auto-Scheibenbremsen. Verformung, das sogenannte „Aufgehen“ einer Bremszange,
ist bei dieser Konstruktion fast ausgeschlossen. Kreidler gab am Ende seiner Versuche einer beidseitig geschliffenen Scheibe mit 208 Millimeter AuBendurchmesser aus vergütetem, rostfreiem Stahl den Vorzug vor Aluminium- oder Blechscheiben, da die Stahlscheibe hohe Standzeit und geringe Riefenbildung zeigte.
Der Lieferant ist Tokico/Japan, eine Schwesterfirma von Girling. Magura liefert die Bremsarmatur. Diese Scheibenbremse entspricht dem heutigen technischen Stand. Die Bremszange der Schwimmsattelbremse ist selbstnachstellend, bei Radwechsel braucht also nicht neu justiert zu werden. Hoher Verzögerungswert, regensichere Beläge sind selbstverständlich. Die Anordnung der Bremszange hinter dem rechten Gabelholm schützt die Bremsanlage vor Schmutz, dient aber hauptsächlich dazu, die Lenkachse frei von Massenkräften zu halten. Als Bremsflüssigkeit werden handelsübliche Marken verwendet, die den Bedingungen der Vorschrift DOT 3 entsprechen.
Ansonsten ist die RS-GS beinahe gleich der bereits bekannten RS-G.
Mit der neuen Sitzbank folgt Kreidler dem Trend zur Sportlichkeit. Sehr praktisch ist der Gepäckträger, der den Halteriemen über der Bank (TÜV-Vorschrift) überflüssig macht und andem sich der Sozius festhalten kann.
Die anderen Kreidier-Modelle werden die neue Bank und den Gepäckständer ebenfalls erhalten. Die Räder aus Schleuderguß haben jetzt sieben statt bisher sechs Doppelspeichen.
Der Preis des neuen Top-Modelis der inzwischen sieben Modelle umfassen den Florett-Reihe liegt um 175 Mark höher als die Ausführung mit Trommelbremse: 3320 Mark sind für ein komplett ausgestattetes Kleinkraftrad ein stolzer Preis.