1982, Weltmeister preiswert abzugeben

Wegrace artikelen en informatie
Plaats reactie
Bericht
Auteur
Gebruikersavatar
Maarten
Beheerder
Berichten: 9743
Lid geworden op: 01 sep 2002, 09:13
Locatie: Den Haag, Nederland
Gegeven waarderingen: 812 keren
Ontvangen waarderingen: 413 keren
Contacteer:

1982, Weltmeister preiswert abzugeben

#1 Bericht door Maarten » 27 apr 2019, 10:36

Weltmeister preiswert abzugeben (1982)


Afbeelding


SPORT
Die Kreidler Sportaktivitäten


Weltmeister preiswert abzugeben

Zehn nette Rennmaschinen. ein Champion als Pilot und das Know-how aus sielten Weltmeistertiteln: Der Kreidler-Rennstall steht mit Mann und Maus zum erkauf.

Erfolgreich: Fünf km/h mehr Höchstgeschwindigkeit bei gleicher Leistung brachten die Windkanalversuche bei Daimler-Benz.

Afbeelding

Foto: Durchdacht: Im Detail neu geplant prasentiert sich die Werks/Kreidler 1982

Die Zeichen standen auf Sturm. "Liquiditätsschwierigkelten", mußte die Geschäftsleitung des Kornwestheimer Moped-Fabrikanten Kreidler Ende Januar eingestehen. Ob die erst vor Jahresfrist durch einen Vabanque-Coup des in Ingolstadt residierenden Unternehmer-Clans Willner vor dem drohenden Untergang gerettete Firma sich diesmal würde über Wasser halten können, schien mehr als fraglich. Ein Zwölf-Millionen-Loch klaffte In der Kreidler-Kasse. Vier Fünftel der rund 450 Beschäftigten waren bereits In Zwangsurlaub geschickt worden.

Nur in der Rennabteilung wurde noch geschuftet. Die zwei Mann, die dem zweimaligen 50 cm3-Vizewelt-meister und Kreidler-Renn-Technikus Herbert Rittberger In seiner schwäbischen PS-Schmiede zur Hand gingen, hatten „G'schäft grad gnuag". Galt es doch nicht nur, mit einem komplett neu aufgebauten Schnapsglasrenner den 1981 verlorenen Weltmeistertitel zurückzugewinnen, sondern gleichzeitig Entwicklungsarbeit für die neugeschaffene 80 cm'-Klasse zu leisten.

Rennleiter Hans-Georg Anscheidt, von 1966 bis 1968 Weltmeister der 50 cm'-Klasse auf einer japanischen Suzuki, hatte für alle Aktivitäten grünes Licht gegeben. Schließlich stand Ihm für das Rennprojekt ein Drit-tel des mit 2,5 Millionen Mark veranschlagten Kreidler-Werbeetats zur Verfügung: mehr als 800 000 Mark.

So schöpfte Rittbergers Team aus dem vollen, während um sie herum der Moped-Verkauf stagnierte und sich die Garantiefälle häuften. In den Produktionshallen standen halbfertige Maschinen und warteten auf Teile, die Zulieferer nur noch gegen Barzahlung beischaffen wollten. Rittberger Indes: „Was die Rennabteilung beim Elnkauf bestellte, wurde prompt geliefert."

Die gute Arbeitsmoral In Rittbergers Abteilung rührt freilich nicht nur daher. Die Aufgabe, für einen Weltmeister, einen überlegenen Fahrer wie den Spanier Ricardo Tormo, ein Motorrad zu bauen, adelt und verpflichtet. Daß mit Stefan Dörflinger außerdem ein Pilot unter Vertrag stand, der in Tormos Windschatten problemlos Vize werden konnte, gab fast schon zu Euphorie Anlaß. Rainer Kunz, Sprößling des Kreidler-Weltrekordlers Rudi Kunz, hatte sich als Dritter im Bunde auf nationaler Ebene bereits etabliert und sollte den Namen Kreidler in der deutschen Meisterschaft würdig vertreten können.

Kein Grund also für Herbert Rittberger, um seinen Job zu fürchten. Selbst in dem Moment nicht, als seine Kollegen schon Kreidler-Gläubigern den Abtransport verwertbarer Güter vom Firmengelände verwehrten.

Die Entscheidung, die not-gedrungen auf einer Gesellschafter-Versammlung in der Nacht vom 27. zum 26. Januar in einem verschwiegenen Tagungsraum des Hotels „Stuttgart International" fiel, gab seinem Optimismus recht: Die Kreidler--Rennabteilung wird nicht aufgelöst, sondern verkauft.

„Komplett, wenn möglich", sagt Kreidler-Geschäftsführer , Wolf-Dieter Gramatke. Das heißt: Inklusive allen Materials, der unterzeichneten Fahrerverträge, einer, Sponsor-Zusage und —des Know-how, das sich Rittberger bei Kreidler In acht Jahren aneignete.

Ein Paket, das überzeugt: Warum sollte Tormo nicht noch einmal Weltmeister werden? Zumal mit einen Motorrad, das, längst erfolgreich, endlich den Feinschilf erhielt?

Der Sponsor, der schließlich „für weniger als eine Million Mark" (Anscheidt) das Team übernehmen kann kauft auf keinen Fall die Katze im Sack. Ober die Qualifikation Rittbergers und seiner Piloten zu diskutieren, erübrigt sich. Die technischen Details der Kreidler-Rennmaschine BauJahr 1982 sind Jedoch einer Erwähnung wert.

Schon die Windkanalvesuche bei Daimler-Benz in Stuttgart-Untertürkheim („die ersten seit 1961", erinnerte sich Anscheidt an Zeiten, als er auf Kreidler Europameister war) förderten bemerkenswerte Erkenntnisse zutage. Rittberger: „Die Verkleidung der Maschine von 1981 war wirklich schlecht."

Hans Walther aus Basel, ein Dörflinger-Spezi, hatte Besseres anzubieten. Mit seiner Schale erreichte die Kreidler bei gleicher Motorleistung 5,5 km/h mehr Höchstgeschwindigkeit. Der Spitzenwert, den die Kreidler-Crew während der sechsstündigen Test-Session —die Stunde zu 1700 Mark — notierte.


Afbeelding

Uberhaupt verdient die Werks-Kreidler 1982 das Prädikat „besonders wertvoll". Nur vom Besten verwendet Rittberger. Den Prototyp des neuen Chassis, aus leichterem, stabilerem, aber dafür teurerem Material als bisher, baute er selbst. Der Holländer Nico Bakker, vor allem in der Langstrecken-Weltmeisterschaft als Lieferant hochwertiger Fahrwerke bekannt, fertigte zehn Kopien, die Ende Januar allerdings noch unbezahlt bei Bakker-Importeur Gerd Bögel in Mannheim herumstanden. Wert: 30 000 Mark.

Vorhanden: Teile für zehn Rennmaschinen

Bei der Firma Hoeckle in Mössingen harrte man derweil auf einen Kreidler-Abgesandten, der die Spezial-Kurbelwellen für die 50er und die ersten 80 cm3-Prototypen gegen Barzahlung abholen sollte. Bei den Kolben-Koryphäen der Firma Mahle in Stuttgart lagen ebenso Teile bereit wie bei dem Münchner Getriebe-Fabrikanten Hurth, der auch die Kreidler-Serienfertigung beliefert.

Insgesamt sind Teile für zehn neue Rennmaschinen vorhanden. Ein Grundstock, mit dem die Saison 1982 leicht zu überstehen ist, der auch 1963 noch nicht aufgebraucht sein dürfte. „Wir wollten", so Anscheidt, „einige dieser Fahrwerke für die erste 80 cm3-Straßenweltmeisterschaft 1964 aufheben." Der 80er-Motor, soviel steht fest, paßt auf jeden Fall in das neue Gestell. Nicht zuletzt deshalb, weil er nach bewährter Kreidler-Manier einen liegenden Zylinder haben wird. Rittberger steht der neuen Formel aufgeschlossen gegenüber: „Mit 30 Prozent Mehrleistung gegenüber den 50ern ist zu rechnen."
Foto: Intensiv: Rennleiter Anscheidt, Verkleidungs-bauer Walther und Pilot Dörflinger leisten Detailarbeit.

Foto: Kreidler-Rennleiter Hans-Georg Anscheidt: „Wir müssen uns so teuer wie möglich verkaufen."

Foto: Kreidler-Techniker Herbert Rittberger: „Wir haben schon jetzt die 80er für 1984 entwickelt."


Afbeelding

Foto: Bewährt: Herbert Rittberger auf Leistungssuche im mittleren Drehzahlbereich.

Anscheidt: „Das könnte die Einsteiger-Klasse überhaupt werden." Rittberger wieder: „Die 80er zu pilotieren, hat sicher mehr mit Motorradfahren zu tun, als es jetzt in der Schnapsglasklasse der Fall ist."

Wer immer auch den Kreidler-Rennstall kauft, kauft ein Ding mit Zukunft — das anhand der geleisteten Entwicklungsarbeit zu bewesen, bereitet Herbert Rittberger keine Schwierigkeiten. Ganz klar, zum Kaufpreis addieren sich die laufenden Kosten so eines Rennteams, die 1981 etwa 20 000 Mark pro Grand Prix ausmachten. Sieben Rennen stehen in diesem Jahr auf dem Programm.

Den Preis, zu dem ihre Sportabteilung den Besitzer — und damit womöglich den Namen — wechseln könnte, wollen die Kreidler-Bosse aus verständlichen Gründen noch für sich behalten. „Wir müssen uns so teuer wie möglich verkaufen", sagt Manager ,Anscheidt. Renn-Praktiker Rittberger sieht die Sache simpler: „Das Team ist soviel wert, wie jetzt dafür bezahlt wird."

Gesucht: Ein Käufer für das Team

Ein Team mit einem Weltmeister Tormo —, dem vertraglich etwa 70 000 Mark zugesichert sind, zwei potenten Piloten — Dörflinger und Kunz —, denen je ein Motorrad mit Betreuung, aber kein Geld versprochen wurde, sind ein Angebot. Tatsächlich hat sich auch bei Wolf-Dieter Gramatke bereits ein ernsthafter Interessent gemeldet. Bleibt zu hoffen, daß der mit den Kreldler-Geschäftsleuten einig wird. Für die Sportler Tormo, Dörflinger und Kunz könnten ergebnislose Verhandlungen leicht einen Karriereknick bedeuten.

Plaats reactie